Ein Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland macht deutlich: Der Anteil derjenigen, die älter als 60 sind nimmt unaufhörlich zu. So wird der Anteil der Menschen, die über 60 Jahre alt sind, von heute immerhin schon 25 Prozent auf deutlich mehr als ein Drittel im Jahr 2040 ansteigen.
Als Kundengruppe ist die ältere Generation schon heute und mehr noch in Zukunft von ganz besonderer Bedeutung. Über allein 7,5 Milliarden Euro Kaufkraft monatlich verfügen die über 60jährigen, 40 Prozent des Geldvermögens aller deutschen Haushalte sind der Generation über 55 zu zuordnen. Ältere Menschen sind also gerade auch für das Handwerk eine höchst interessante Zielgruppe.
Neben der finanziellen Seite, sind es gerade die besonderen Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe, die sie als Kunden so interessant machen. Denn was für die jüngere Generation möglicherweise Komfort oder Luxus ist, bedeutet für einen älteren Menschen eine notwendige Erleichterung für das alltägliche Leben.
Fälschlicherweise wird älteren Menschen oft Technikfeindlichkeit unterstellt. Das dies nicht so ist, beweist eine Studie des Berliner Instituts für Sozialforschung (BIS). Gerade die ältere Generation hat Interesse an neuen Technologien, wie z.B. das Smart Home. Mit 54 Prozent findet die Mehrheit der Befragten Smart Home für den eigenen Haushalt attraktiv. Ein Drittel beurteilt Smart Home als teilweise attraktiv und nur 12 Prozent äußern sich ablehnend. Besonders interessiert an intelligenter Technik im Gebäude zeigen sich Männer zwischen 50 und 65 Jahre. Hintergrund der positiven Bewertung sind die Vorteile, die sich diese Menschen von der Smart Home-Technologie für ihre eigene Lebenssituation versprechen. Die größten Vorteile werden in mehr Komfort und Sicherheit, in Alltagserleichterungen, Zeitersparnis und dem Zugang zu Informationen gesehen.
Welche Anwendungen sind es nun konkret, die für diese Zielgruppe von besonderem Interesse sind?
Starkes Interesse besteht vor allem an Anwendungen, die Komfort und Erleichterung im Alltag bieten. Dies sind z.B. automatisches Schließen der Fenster bei Regen oder Sturm oder auch die Pflanzenbewässerung während des Urlaubs, Darüber hinaus ist die Verbindung zwischen Komfort und Energiesparen gefragt wie z.B. die automatische Regulierung der Heizkörper beim Öffnen der Fenster. Einen besonders hohen Stellenwert genießen Anwendungen, die die persönliche Sicherheit, aber auch die Sicherheit der Wohnung verbessern wie u.a. eine Alarm-Weiterschaltung in Gefahrensituationen, die Haustürüberwachung und Sturzmelder.
Elektrische Geräte, Beleuchtung, die Fenster oder die Haustür aus der Ferne steuern zu können, stößt ebenso auf Akzeptanz wie die Möglichkeit auch aus der Ferne kontrollieren zu können, ob zum Beispiel der Herd ausgeschaltet oder die Haustür abgeschlossen ist.
Mehr als zwei Drittel der Zielgruppe wünscht sich durch die intelligente Technik im Gebäude auch Anwendungen, die Anregungen und Unterhaltung bieten und die kognitiven Fähigkeiten trainieren wie Gedächtnistraining mittels Bildkommunikation.
Skeptisch dagegen werden Anwendungen betrachtet, die automatisch "im Hintergrund" ablaufen, wie automatische Lebensmittelbestellung oder automatisches Benachrichtigen von Reparaturdiensten bei defekten Geräten. Ebenso wenig geschätzt werden Funktionalitäten wie z.B. das Badewasser von unterwegs einlaufen zu lassen oder Geräte wie etwa eine Kaffeemaschine aus der Ferne einzuschalten.
Die Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik (GGT) hat darüber hinaus festgestellt, dass die Preissensibilität der älteren Generation wesentlich geringer ist als bei den jüngeren Bevölkerungskreisen. Gleichzeitig erwartet der ältere Mensch mehr den je eine qualifizierte Beratung. Der Werbeslogan "Geiz ist Geil" ist also nicht auf diese Zielgruppe zugeschnitten.
Ältere Menschen sind also gerade auch für das Handwerk eine höchst interessante Zielgruppe. Aber der Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe erfordert auch eine hohe Sensibilität. So möchten die wenigsten älteren Menschen als Senioren bezeichnet werden.
Für die elektro- und informationstechnischen Handwerke liegt hierin ein nicht zu unterschätzendes Marktsegment, das bisher viel zu wenig bzw. überhaupt nicht genutzt wurde. Intelligente Gebäude- und Informationstechnik gehört mehr den je zu den Kernkompetenzen dieser Betriebe. Verknüpft mit einer hoher Beratungskompetenz, bietet sich hier eine einmalige Chance.