Besonders Niedrigenergiehäuser werden mit einer dichten Gebäudehülle versehen, um vor allem Wärmeverluste zu vermeiden. Eine ausreichende Versorgung mit Außenluft über die Fugen und Undichtheiten, wie wir sie vom Altbau kennen, ist damit nicht gegeben.
Argumente für eine dichte Gebäudehülle:
- Vermeidung von Zugerscheinungen
- Vorbeugen von Bauschäden
- Energieeinsparung durch niedrigere Lüftungswärmeverluste
- Verbesserung des Schallschutzes
Warum Lüften?
Mit den verstärkten Abdichtungen der Türen, Fenster und Fugen der Gebäude ist der geforderte Luftwechsel vielfach nur durch regelmäßiges Lüften erreichbar. Nach DIN 1946-6: ist ein Luftwechsel von 0,5 h-1 zur Vermeidung von Feuchteschäden notwendig. Eine stete Abfuhr von Luftverunreinigungen wie Ausdünstigungen von Baustoffen und Einrichtungsgegenständen, aber auch von Menschen freigesetztes Kohlendioxid, Wasserdampf u.a. ist aus hygienischer Sicht notwendig.
Ist eine Lüftungsanlage wirklich notwendig?
Ja, denn der freie Luftwechsel im Neubau liegt mit ca. 0,2 h-1 bei geschlossenen Fenstern und Türen deutlich unter den Anforderungen. Der hygienische Luftwechsel kann über die Fugenlüftung nicht sichergestellt werden.
Auch die Fensterlüftung scheint nicht die clevere Lösung zu sein. Denn um über die Fenster 'richtig' zu lüften, sollten alle 2 Stunden die Fenster im Haus vollständig geöffnet werden, Tag wie Nacht. Die Stoßlüftungsstrategie ist somit wenig praktikabel. Auch der Luftwechsel selbst ist schwer einzuschätzen. Denn je nach Windverhältnissen und Temperaturunterschieden variiert der Luftwechsel sehr stark und kann zudem hohe Energieverluste verursachen.
Zum anderen ist die Durchströmungsrichtung häufig ungünstig, das heißt Gerüche und Feuchtigkeit können von Küche und Bad in die Wohnräume gelangen. Auch im Punkt Verdunstung können mit der Stoßlüftung Feuchteschäden nicht zuverlässig verhindert werden, da Feuchtigkeit im Mobiliar und in Einrichtungen gepuffert wird.
Von angekippten Fenster ist neben stark variierenden Luftwechseln aufgrund von Zugerscheinungen, Lärmübertragung sowie überhöhten Energieverbräuchen abzuraten.
Mit einer kontrollierten Wohnungslüftungsanlage kann die hygienisch erforderliche Lufterneuerung im Gebäude mit einem Minimum an Lüftungswärmeverlusten realisiert. Eine gute Raumluftqualität wird unabhängig vom Verhalten des Nutzers sichergestellt.
Welche Vorteile entstehen dank kontrollierter Wohnungslüftung?
Verbesserte Raumluftqualität
Während man Kochdunst und Tabakrauch leicht wahrnimmt, den Geruch einiger Baumaterialien und Möbel als unangenehm empfindet, ist das Tückische vieler Stoffe die Tatsache, dass man sie nicht riecht. Hinzu kommt, dass, je länger man in einem Raum verweilt, die Nase scheinbar unempfindlich wird. Durch die entsprechende Planung der Lüftungsanlagen mit der Zuweisung von Zu- und Abluftbereichen wird Geruchsbelastung dort bekämpft, wo sie entsteht; in der Küche zum Beispiel.
Verringerung schädlicher Emissionen
Nachweislich verursacht mangelnde Luftqualität Ermüdungserscheinungen, Leistungsabfall und Unwohlsein. Schadstoffe im Innenraum wie Formaldehyde, Löse- und Holzschutzmittel oder Pilzsporen, Bakterien und Milben können regelrecht krank machen. Diffuse Kopf- und Gelenkschmerzen, geschwollene oder trockenen Augen und ständige Antriebsschwäche sind nicht selten auf schlechte Raumluft zurückzuführen. Die Belastung lässt sich reduzieren, indem man die als belastend bekannten Stoffe meidet und ein geeigneten Lüftungssystem nutzt, das für den notwendigen Austausch sorgt.
Erhöhung des Lebenskomfort
Gerade Allergiker und Heuschnupfen-Geplagte schätzen die Reduzierung der Pollen durch die Filterung der Außenluft mit einem geeigneten Lüftungssystem. Der Pollenflug lässt sich zwar nicht ganz verhindern, aber je nach Filter wird er immerhin bis zu 95 % reduziert. Eine Lüftungsanlage trägt auch zur Eindämmung der Vermehrung von Hausstaubmilben bei. Immerhin gehören Milben zu den häufigsten Allergieauslösern im Innenraum.
Erhalt der Bausubstanz
Feuchteschäden an Bauwerken sind oft nicht nur auf Baumängel, sondern häufig auf mangelnde Lüftung zurückzuführen. Gerade eine Luftfeuchtigkeit ab 65 % ist der richtige Nährboden für Schimmelpilz, der die Bausubstanz ernsthaft gefährdet. In einem 4-Personen-Haushalt können pro Tag leicht 10 bis 15 kg Wasserdampf entstehen, die sich in der Raumluft anreichert und bei fehlendem Abtransport an kühlen Außenflächen kondensiert. Permanente Frischluftzufuhr und kontinuierlicher Luftaustausch regulieren den Feuchtegehalt der Luft und verhindern Schimmelbefall.
Reduzierung des Energieverbrauchs
Während verbesserte Wärmedämmung bei den Wänden, Fenstern und Türen den Energieverbrauch reduziert, werden bei der klassischen Fensterlüftung über 50 % der Heizenergie (bei modernen Gebäuden) zum Fenster hinausgelüftet. Nur in Kombination mit geeigneten Lüftungskonzepten können effektive Einsparungen erreicht werden. Den wirksamsten Energiespareffekt erreicht man mit Geräten und Systemen, die mit Wärmerückgewinnung arbeiten.
Welche Lüftungssysteme gibt es?

Was sind dezentrale Systeme?
Diese Lüftungssysteme werden auch als Abluftanlagen bezeichnet. Die Abluft wird über einen zentralen Ventilator abgesaugt. Die Außenluft strömt über Frischluftventile in der Außenwand nach.
Die Strömungsrichtung ist aus den Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmern in die Feuchträume wie Küche, Bad und WC gerichtet. Die Einbringung von Feuchtigkeit und Gerüchen in die Zulufträume kann somit vermieden werden. Die Energie der Abluft kann mit Hilfe einer Wärmepumpe für die Heizung- und Warmwasserbereitung genutzt werden.
Was sind zentrale Systeme?
Mit solchen Zu- und Abluftanlagen ist eine Wärmerückgewinnung bis 90 Prozent möglich. Die Außenluft wird zentral angesaugt und über ein Kanalsystem den Räumen zugeführt. Die Abluft hingegen wird zentral gesammelt, über einer Wärmeaustauscher geführt und gibt dabei einen Großteil seines Wärmeinhaltes an die Außenluft ab. Die Zuluft wird den Räumen vorerwärmt zugeführt.