Eine neue Norm! – was ist sie wert? (Teil 4)

Veröffentlicht: 24. November 2009 Kategorie: Fachartikel

Ortsfest oder ortsveränderlich? Fest oder steckbar verbunden?

Eine neue Norm! – was ist sie wert? (Teil 4)
Es hat keinen Sinn, beim Bestimmen des Prüfprogramms der Geräte über die Unterschiede der Definitionen von "ortsfest" und "ortsveränderlich" zu streiten. Erinnern Sie sich? Mancher meinte, wenn er auf die Stecker seiner Geräte verzichten und sie fest an die Anlage anschließen würde, wären sie ein Teil der "ortsfesten" Anlage und somit prüffreundlicher. Ein Geniestreich, so könnte der Prüfaufwand halbiert oder gevierteilt werden, meinte der Schlauberger. Egal ob und wie die von Ihnen zu prüfenden Geräte mit der Anlage verbunden sind, ob sie als Handgerät, oder als fahr- oder transportierbar, fest oder beweglich bezeichnet werden können, ob sie nur einige Gramm oder mehr als 16 Kilo wiegen, sie alle sind und bleiben elektrische Geräte mit den gleichen durch die Elektrizität bedingten Gefährdungen. Für sie alle gilt DIN VDE 0701-0702.

Festzustellen ist: Bei Ihren Prüflingen haben Sie als "Verantwortlicher Prüfer" zu befinden, was und wie zu prüfen ist, worauf sie auf Grund deren Besonderheiten (Stecker, Anschluss, Art der Nutzung usw.) und seiner betriebsmäßigen Beanspruchungen (Bewegung, Umgebungseinfluss, zu erwartende Fehlbedienungen usw.) besonders achten müssen. Sie bestimmen Art und Umfang der Prüfung.

Möglicherweise genügt Ihnen ein kurzer Blick auf den Prüfling, vielleicht müssen Sie sich als erstes die Betriebsanleitung oder die Konformitätserklärung besorgen und diese studieren.

Welchen Namen der Hersteller oder der Betreiber ihrem Gerät gegeben haben, auf welche Definition sich diese beiden vielleicht berufen, das kann, nein das muss Ihnen völlig egal sein. Hat das Gerät einen Stecker, dann ist dessen Zustand zu bewerten, muss mit Übergangswiderständen gerechnet werden. Gibt es einen festen Anschluss, so ist dessen Qualität zu beurteilen, im Zweifelsfall wäre vielleicht sogar eine Temperaturmessung angebracht.

Und, wenn es nach dem Abschluss der Prüfung um das Bestimmen des nächsten Prüftermins geht, auch dann hat die Bezeichnung des Prüflings keinen Einfluss auf die nötige "Gefährdungsbeurteilung" und ihr Ergebnis. Wieder sind alle jeweiligen Besonderheiten und die auftretenden Gefährdungen zu beachten. Möglicherweise könnte herauskommen, dass ein "ortsfestes" Gerät täglich zu kontrollieren, ein "ortsveränderliches" aber nur alle zwei oder drei Jahre zu prüfen ist.

Ähnlich ist es mit dem Unterscheiden der Geräte hinsichtlich ihres Anschlusses an die sie versorgende elektrische Anlage. Egal ob sie über einen Stecker verfügen, ob sie über Klemmen mit einer Anlage verbunden sind oder nicht, sie alle sind elektrische Geräte mit ihren jeweiligen Besonderheiten (s. oben). Die Norm DIN VDE 0701-0702 stellt für sie alle die nötigen grundlegenden Prüfvorgaben zur Verfügung (s. Teil 3).

Wiederum entscheiden Sie, was und wie geprüft wird. Sie haben sogar die Wahl, ob Sie
  • das Gerät nach DIN VDE 0701-0702 prüfen oder
  • die nunmehr offiziell gegebene Möglichkeit nutzen, es als Teil der Anlage zu betrachten und gemeinsam mit dieser der Prüfung nach DIN VDE 0105 (DIN VDE 0100-600 Teil 62 Wiederholungsprüfung) zu unterziehen.
Zu bedenken ist dabei:
  • Um die Sicherheit den Möglichkeiten und Vorgaben entsprechend vollständig nachzuweisen, muss nach DIN VDE 0701-0702 geprüft werden. Dazu ist das Gerät von der Anlage zu trennen.
  • Mit der Prüfung nach DIN VDE 0105 wird "lediglich" die Sicherheit des Geräts in dem durch den Anschluss an die Anlage gegebenen Zustand nachgewiesen. Nicht alle Mängel können erkannt werden.
Ein Vergleich der in beiden Fällen vorzunehmenden Prüfgänge zeigt deutlich (s. Elektropraktiker 3/2009) warum dies so ist und warum jedes mit einer Anlage fest verbundenes Gerät vor seinem Einsatz an einer anderen Stelle nochmals geprüft werden muss.

Schlussfolgerungen zu den Teilen 1 bis 4:

Eine ausreichende Gewissheit, dass ein elektrisches Gerät von seinen Anwendern gefahrlos benutzt werden kann wird nur erreicht, wenn seine Prüfung
  • von einer auch im Prüfen erfahrenen Elektrofachkraft oder unter deren Anleitung und
  • nach DIN VDE 0701-0702 und
  • getrennt von einer elektrischen Anlage
vorgenommen wird.

Die Norm DIN VDE 0701-0702 ist gewissermaßen eine "Pilotnorm". Ihre Vorgaben sind bei allen Prüfungen aller elektrischen Erzeugnisse zu beachten.

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