Eine neue Norm! Und alles bleibt beim Alten? (Teil 1)

Haben Sie als für das Prüfen elektrischer Geräte/Betriebsmittel verantwortliche Elektrofachkraft die Norm DIN VDE 0701-0702 in ihrer neuen Fassung von 6/2008 gelesen? Oder haben Sie sich eine der Erläuterungen zur Norm vorgenommen, die in den Fachzeitschriften veröffentlicht wurden? Letzteres wäre zweifellos besser, denn dort haben Ihnen die Autoren der Norm – die Normensetzer – alle für den Praktiker interessanten Änderungen mundgerecht präsentiert – und ausführlicher, verständlicher sind die Texte dann allemal. Nötig wäre eine solche Lesestunde für jeden Praktiker, um Elektrofachkraft zu sein und auch zu bleiben. Jeder von uns muss sich auf diese Weise immer wieder "zeitnah" informieren, um dann, wie es in deren Definition steht durch

"... Kenntnis der einschlägigen Normen die ... übertragenen Arbeiten beurteilen zu können".

Immerhin ist jetzt schon ein Jahr verstrichen, seitdem diese neue Norm existiert. Man sollte annehmen, dass Sie sich dieser Arbeit unterzogen haben. Konnten Sie denn die Änderungen erkennen? Haben Sie alle akzeptiert und einige in Ihrer Prüfarbeit umgesetzt? Oder sind Sie auch der Meinung von Elektromeister M. der da schrieb:

"Gut, dass Ihr die beiden Normen zusammengelegt habt, inhaltlich ist ja zum Glück alles so geblieben wie es war."

Er hat Recht der Meister M. Es stehen noch die gleichen Grenzwerte für Schutzleiter- und Berührungsstrom und die anderen Kennwerte in der Norm. Auch die bisher anzuwendenden Prüfgeräte bleiben uns erhalten. Andererseits hat er nicht Recht. Wer genau hinschaut wird bemerken, dass es einige kleine Änderungen, Bemerkungen, Erläuterungen gibt, "die es in sich haben", über die ein interessierter Prüfer nachdenken sollte. Änderungen, die er verstehen muss und zu berücksichtigen hat, wenn er auch weiterhin Prüfen und Sicherheit produzieren will.

Aber entscheiden Sie selbst. Wir werden Ihnen in dieser Beitragsfolge alle diese "Neuerungen" vorstellen, sie kommentieren und bei Ihnen nachfragen. Bemerken werden Sie dabei, dass alle Sachfragen, Normenvorgaben usw., die heute zur Diskussion anstehen, eigentlich alte Hüte sind. Sie werden nur – aus aktuellem Anlass – wieder einmal aus unseren übervollen Schränken geholt und neu entdeckt – als die uralte und noch immer zeitnahe Vorgabe: "Nichts unterlassen was nötig ist".

Nehmen Sie sich etwas Zeit für diese Anstöße zur "Runderneuerung". Gründen Sie einen Arbeitskreis "Ich bin Elektrofachkraft", bei dessen Diskussionen es nicht nur sehr kritisch sondern auch locker und humorig zugehen sollte. Fragen könnte man z. B. ob denn nicht der Ausspruch des französischen Philosophen Satre`

"Mit seinem Tun zeichnet der Mensch sein Gesicht"

auch etwas mit der Elektrofachkraft zu tun hat.

Sicher ist, wer sich nicht auf irgendeine Weise der aktuellen Entwicklung stellt, der müsste die Prüfarbeit einstellen, weil er ja dann - laut Definition – keine Elektrofachkraft mehr wäre.

Und außerdem, da nur Elektrofachkräfte berechtigt sind, die elektrischen Anlagen/Geräte usw. zu errichten, zu betreiben und zu prüfen, muss auch Ihr Unternehmer sehr daran interessiert sein, dass Sie "die Elektrofachkraft" bleiben, als die er Sie eingestellt hat. Nutzen Sie diese Zwangslage. Bestehen Sie darauf, eine Fachzeitschrift zu erhalten, die Sie behalten und in der sie immer wieder blättern und lesen können. Die jährliche Teilnahme an einer Fachtagung sollte auch selbstverständlich sein.

Zuerst geht es uns hier um die Frage, wie im nächsten Beitrag näher erläutert, "Welchen Wert hat die Norm DIN VDE 0701-0702 eigentlich heutzutage noch für den verantwortlichen Prüfer?" Sie wird weder in der Betriebssicherheitsverordnung noch in den zugehörigen TRBS (Technische Regeln) direkt erwähnt.

Diskutieren Sie mit