Der demographische Wandel mit einer immer älter werdenden Gesellschaft stellt das Gesundheitswesen und den Pflegebereich vor große Herausforderungen. Hier bietet die Elektro-Installation mit „Ambient Assisted Living“ (abgekürzt AAL) Systemen Lösungen für das Wohnen der Zukunft, die eine bedeutende zukünftige Rolle im Wachstumsmarkt der alternden Gesellschaft spielen werden.
Nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes werden im Jahr 2060 etwa 34% der deutschen Bevölkerung älter als 65 Jahre sein, im Vergleich zu etwa 21% heute. Eine Folge davon werden dramatisch ansteigende Kosten für das Gesundheitswesen und den Pflegebereich sein.
Obwohl unsere gestiegene Lebenserwartung eigentlich ein Fortschritt ist, sind die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen sehr groß. Vor allem das Auftreten chronischer Krankheiten wie Demenz – einer der Hauptgründe für Immobilität im Alter – wird deutlich zunehmen. Dazu kommen Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Schlaganfälle. Schon heute leben in Deutschland etwa 1,3 Millionen Demenzkranke, bis 2050 soll sich ihre Anzahl mehr als verdoppelt haben.
Weil wir länger leben, reichen die traditionellen Herangehensweisen zur Unterstützung älterer und kranker Mitmenschen zukünftig nicht mehr aus. Die Art und Weise, wie wir unsere Häuser bauen und ausstatten, wird entscheidend beeinflussen, wie lange Menschen mit eingeschränkter Mobilität und geistiger Kapazität in ihren Wohnungen leben können. Sowohl die Elektro- als auch die Bauindustrie werden bei der Lösung dieser Probleme eine wichtige Rolle spielen.
Dazu müssen traditionelle Bauweisen mit neuen und intelligenten Techniken kombiniert werden. Mobile Geräte und Dienstleistungen im Smart Home bieten den Bewohnern vielfältige Möglichkeiten, ihre Umgebungsbedingungen komfortabel zu steuern. Das Betreute Wohnen der Zukunft („Assisted Living“) hält Konzepte, Dienstleistungen, Lösungen und Technologien bereit, um älteren und chronisch kranken Menschen ein möglichst aktives, würdevolles und unabhängiges Leben zu ermöglichen.
Smart Homes
Die Herausforderung für die Gebäudebranche ist es, die neuen Technologien nahtlos in die Bestandsbauten zu integrieren. Solche Gebäude werden als „intelligent“ oder „smart“ bezeichnet. Welche Technologien letztlich verwendet werden, hängt von Gebäudetyp und -funktion ab. Das Betreute Wohnen der Zukunft macht die Vorteile eines vernetzten Smart Homes besonders deutlich.
Der Smart Home Markt in Deutschland wächst, daran besteht kein Zweifel mehr. Mehr als 47% der deutschen Haushalte denken daran, in Smart Home Technologie zu investieren. Intelligente Technologien werden bald zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Alltags werden.
Nach einem Bericht der Compass Group (White Oaks Paper) wird der Markt rund um das Betreute Wohnen auf etwa 13 Milliarden Euro geschätzt. Diese Zahl verdeutlicht das enorme Potenzial für Elektro-Industrie, Elektro-Handwerk sowie Groß- und Einzelhandel. Alle Beteiligten stellen durch Herstellung, Verkauf und Installation von intelligenten Geräten unserer alternden Bevölkerung ein selbstbestimmtes Leben sicher.
Mit intelligenter Technik wird es nicht mehr nötig sein, einen dunklen Raum zu durchqueren, um das Licht einzuschalten. Zukünftig wird es durch Präsenzmelder automatisch eingeschaltet. Auch die zahlreichen Fernbedienungen und Steuerungen für Heizung, Fernsehen oder Beleuchtung werden nicht mehr notwendig sein. Eine zentrale App auf dem Smartphone oder Tablet übernimmt die Steuerung des ganzen Hauses. Ein weiteres Beispiel: Ist ein Mensch an Alzheimer oder Demenz erkrankt, kann bei einem offenstehenden Fenster ein Alarm an ein Smartphone eines Familienmitgliedes gesendet werden. Mit diesen intelligenten Technologien kann den Menschen die Fähigkeit zurückgegeben werden, einfache Dinge zu tun, die sie vorher nicht mehr leisten konnten.
Intelligente Smart Home Technologien können die Wohnungen betreuungsbedürftiger Menschen 24 Stunden aus der Ferne im Blick behalten und Familienangehörige benachrichtigen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Beispielsweise kann eine Nachricht versendet werden, wenn das Licht in der Küche einen Tag lang nicht eingeschaltet wurde.
Moderne intelligente Technologien können schrittweise in den Bestand integriert werden. Teure Totalsanierungen nur aus diesem Grund sind dadurch überflüssig. Die schrittweise Integration erhöht auch die Akzeptanz für das Smart Home, denn die Verbraucher können sich langsam daran gewöhnen.
Drahtlose Netzwerke
Drahtlose Netzwerke und Komponenten ermöglichen den Umbau im Bestand ohne das aufwendige Verlegen von Kabeln. Die Modernisierung der Elektroinstallation für mehr Sicherheit, Energieeinsparungen, Komfort und Kontrolle im betreuten Wohnen der Zukunft kann schnell und ohne große Störungen des Alltags erfolgen.
Drahtlose Netzwerke und Geräte können in jedem Gebäude installiert werden. Durch eine flexible Programmierung werden sie allen Anforderungen gerecht, um eine optimale Umgebung für den betroffenen Bewohner sicherzustellen. So kann beispielsweise ein Szenario programmiert werden, in dem Lichtszenen je nach Außenhelligkeit bzw. Uhrzeit an- und ausgeschaltet werden. Der Bewohner kann schlafen gehen, ohne manuell das Licht auszuschalten. Die Flexibilität drahtloser intelligenter Komponenten ermöglicht es, wechselnde Anforderungen der Bewohner schnell umzusetzen.
Individuelle Lösungen unterstützen den Alltag der Bewohner und schützen sie vor Gefahren, so dass Pflegebedürftige ohne die Unterstützung von Pflegediensten länger in der eigenen Wohnung leben können.
Smart Home Technologien stellen eine ideale Lösung für Menschen mit unterschiedlichen Anforderungen und Fähigkeiten dar, bis hin zur diskreten Beobachtung des Wohnungsumfeldes. So kann sichergestellt werden, dass die Bewohner sich nicht in Gefahr befinden. Die Überwachung kritischer Geräte wie Herd oder Kamin schützt die Bewohner vor Gefahren in der eigenen Wohnung. Selbst Rollstuhlfahrer können durch Steuerungen und Fernbedienungen am Rollstuhl zahlreiche Tätigkeiten selbst ausführen, die früher nur schwer oder gar nicht möglich waren.
Fazit
Demenz ist der Hauptgrund für Mobilitätseinschränkungen im Alter und soll sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Deshalb wird das Betreute Wohnen der Zukunft weiter wachsen. Alle Marktbeteiligten einschließlich das Elektro-Handwerks, die dafür intelligente und vernetzte Lösungen entwickeln, herstellen und installieren, werden zukünftig verstärkt ihren Beitrag liefern können, um diese Last zu mildern.