Welche Ausführungen Sie kennen sollten und was es bei der Auswahl zu beachten gilt.

Der Fehlerstrom-Schutzschalter, kurz FI (englisch: RCD), ist ein unscheinbares Bauteil, das sich im Alltag allerdings als echter Lebensretter erweisen kann. So führt in Haushalten, die aus Unkenntnis oder Leichtsinn auf den Einsatz dieses Geräts verzichtet haben, beispielsweise die Berührung eines Staubsaugers mit einem defekten Kabel zu einem heftigen Stromschlag. Schwere gesundheitliche Folgen wie potentiell tödliches Herzkammerflimmern können dann die Folge sein. Der Fehlerstrom-Schutzschalter hingegen reagiert in einem solchen Fall unmittelbar und trennt den betroffenen Stromkreis vom Netz. Der Fehlerstromschutzschalter wird in der DIN VDE 0100-530 als zusätzlicher Schutz mit einem Differenzstrom von ≤ 30 mA und als vorbeugender Brandschutz mit einem Differenzstrom von ≤ 300 mA gefordert. Somit ist der FI eine elementare Schutzeinrichtung, die in verschiedensten Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz kommen kann.
Diese RCD-Typen sollten Sie kennen
Allerdings taugt nicht jeder Fehlerstrom-Schutzschalter für jede Anwendung. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich mit den fünf wichtigsten unterschiedlichen RCD-Typen zu befassen, die den gängigen Normen der DIN VDE entsprechen.
Der Typ AC ist laut DIN VDE 0100-530 in Deutschland nicht zugelassen!
Der sogenannte „Typ A“ eignet sich sowohl für sinusförmige Wechselströme als auch für pulsierende Gleichfehlerströme und damit grundsätzlich für die meisten Standardanwendungen innerhalb Deutschlands.
„Typ F“ kann darüber hinaus Fehlerstöme erkennen, welche Geräte mit Einphasenumrichter wie beispielsweise Waschmaschinen, Trockner, Staubsauger, Lüftungsanlagen und Energieeffizienz-Pumpen sowie elektrische erzeugen können. Aus heutiger Sicht sollte schon jetzt der Typ F den Typ A ersetzten, da kaum mehr rein ohmsche Verbraucher im Einsatz sind die sinusförmige Fehlerströme verursachen können.
Einen noch weitreichenderen Schutz bietet der „Typ B“, der sich zusätzlich zu den Anwendungsbereichen des „Typ F“ auch für glatte Gleichfehlerströme und Wechselfehlerströme bis 2kHz erkennt. Damit sorgt dieser verlässlich für Schutz im Kontakt mit Einsatz in Photovoltaik-Anlagen, Rolltreppen, Aufzügen, USV-Anlagen oder Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge und auf Baustellen.
„Typ B+“ geht noch einen Schritt weiter und begrenzt den Auslösewert des Bemessungsdifferenzstroms auf 420mA bis zu einer Frequenz von 20 kHz. Damit eignet sich dieser Fehlerstrom-Schutzschalter besonders für vorbeugenden gehobenen Brandschutz und ist für einen Einsatz in feuergefährdeten Betriebsstätten, in Landwirtschaftsbetrieben und innerhalb der holzverarbeitenden Industrie zu bevorzugen. In Deutschland nicht zulässig ist hingegen der rudimentäre „Typ AC“, der lediglich sinusförmige Wechselfehlerströme abdeckt.
Die wichtigsten RCD-Ausführungen
Je nach Anforderung kommen dabei unterschiedliche Ausführungen des RCD zum Einsatz.
Die Zusatzbezeichnung „Superresistent K“ eignet sich beispielsweise optimal für den Einsatz als kurzzeitverzögerter FI-Schutzschalter zur Vermeidung unnötiger Auslösungen bei betriebsmäßigen Ableitströmen und weißt dabei eine Stoßstromfestigkeit von 3kA auf. Mit diesen Eigenschaften qualifiziert er sich hervorragend für Einsätze in den Bereichen Energiesparlampen, Leuchtstofflampen und im Falle erhöhter Einschaltströme von Kältegeräten.
Die Ausführung „Selektiv S“ ist prädestiniert für den Einsatz als vorgeschalteter Gruppenschalter zur selektiven Abschaltung gegenüber nachgeschaltetem, unverzögertem beziehungsweise kurzzeitverzögertem FI-Schutzschalter. Zudem bietet sie eine hohe Stoßstromfestigkeit von 5 kA.
Das Modell „SIGRES“ von Siemens hingegen ist mit einem integrierter Kondensationsschutz für mehr Sicherheit und langer Lebensdauer, auch unter besonderen Bedingungen wie beispielsweise dem Kontakt mit Chlorgas und Ozon in Hallenbädern, Ammoniak in der Landwirtschaft oder Schwefeloxid in Industrieanlagen. Zudem eignet sich diese FI-Ausführung für den Einsatz in Kühlhäusern Druckereien, Lackierereien und für Verteilungen im Außenbereich. Die RCDs vom Typ B und B+ von Siemens sind standardmäßig mit dieser Zusatzfunktion ausgestattet.
Das gilt es bei der Fehlerstrom-Schutzschalter-Auswahl zu beachten
Die Auswahl eines geeigneten Fehlerstromschutzschalters ist gemäß DIN VDE 0100-530 gewissen Regeln unterworfen, die die optimale Funktionalität der Anwendung sicherstellen sollen. Es folgt eine Auflistung der Normen, die essentielle Auswahlkriterien der Schutzeinrichtung definieren.
531.3.3 Vermeidung von unerwünschtem Abschalten
Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) müssen so ausgewählt und den Stromkreisen so zugeordnet werden, dass bei ungestörtem Betrieb eine unerwünschte Abschaltung nicht zu erwarten ist. Um unerwünschtes Abschalten durch Schutzleiterströme und/oder Erdableitströme zu vermeiden, darf deren Summe auf der Lastseite der Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) nicht mehr als das 0,4fache des Bemessungsdifferenzstroms betragen. Gegebenenfalls muss eine Aufteilung der zu schützenden Stromkreise auf mehrere Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) erfolgen. Nach DIN VDE 701-702 ist der max. Schutzleiterstrom eines elektrischen Betriebsmittel auf 3,5 mA festgesetzt, dies bedeutet, dass die max. Anzahl der Betriebsmittel das 0,4 fache des Bemessungsdifferenzstroms nicht übersteigen dürfen.
531.3.4 Zusätzlicher Schutz
Das Verwenden von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom ≤ 30 mA ist anerkannt als zusätzlicher Schutz.
Eine einzelne Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD), die für den zusätzlichen Schutz vorgesehen ist, darf nicht dazu verwendet werden, alle Endstromkreise eines Verteilungsstromkreises zu schützen. (Die DIN 18015-1 besagt das nur ein kleiner Teil der Kundenanlage ab geschalten werden darf.)
532.2 Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) zum Brandschutz
Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) müssen mit den Abschnitten 531.3.1 bis 531.3.3 (Typ A, F, K,S, B, B+) übereinstimmen. Es müssen Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom nicht größer als 300 mA verwendet werden.
Anzahl der Fehlerstrom-Schutzschalter in Wohngebäuden
DIN 18015-1 definiert die Anzahl der benötigten Fehlerstrom-Schutzschalter in Wohngebäuden:
5.2.3 Stromkreise und Schutzeinrichtungen
Die Zuordnung von Anschlussstellen für Verbrauchsmittel zu einem Stromkreis ist so vorzunehmen, dass durch das automatische Abschalten der diesem Stromkreis zugeordneten Schutzeinrichtung (z. B. Leitungsschutzschalter, Fehlerstrom-Schutzschalter) im Fehlerfall oder bei notwendiger manueller Abschaltung nur ein kleiner Teil der Kundenanlage abgeschaltet wird. Hiermit wird die größtmögliche Verfügbarkeit der elektrischen Anlage für den Nutzer erreicht. Um Selektivität in einer elektrischen Anlage bei einer Hintereinanderschaltung von Einrichtungen zum Überstromschutz und zum Schutz gegen elektrischen Schlag (wie Leitungsschutzschalter und Fehlerstrom-Schutzschalter) zu erreichen, ist der Einsatz von Einrichtungen mit entsprechenden Selektiveigenschaften (z. B. selektive Haupt-Leitungsschutzschalter am Zählerplatz, selektive Fehlerstrom-Schutzschalter Typ S (RCD)) erforderlich.