Dokumente der Elektrotechnik
Teil 1: Regeln
Die neu herausgegebene Norm – als Ersatz für DIN EN 61082-1 (1995-05), DIN EN 61082-1/A1 (1996-05), DIN EN 61082-1/A2 (1997-07), DIN EN 61082-2 (1995-05), DIN EN 61082-3 (1995-05), DIN EN 61082-4 (1996-10) und DIN EN 61082 Beiblatt 1 (1998-09) – enthält neben den allgemeinen Regeln und Leitfäden zur Darstellung von Informationen in Dokumenten besondere Regeln für die in der Elektrotechnik angewendeten Schaltpläne, Zeichnungen, Tabellen und Diagramme.
Grundlagen der Dokumentation
Eine geeignete technische Dokumentation ist von wesentlicher Bedeutung für die Planung, den Entwurf, die Installation, die Inbetriebnahme, die Nutzung, die Wartung und den Rückbau eines Produkts oder eines Systems.
Die Darstellung der Informationen muss eindeutig sein und sollte auf die praktische Anwendung ausgerichtet werden. Daraus folgt, dass es in vielen Fällen sinnvoll ist für unterschiedliche Anwendungsbereiche getrennte Dokumentationen zu erstellen, die auf den jeweiligen Anwendungszweck abgestimmt sind. Beispielsweise benötigt der Betreiber einer elektrischen Anlage oder eines Betriebsmittels eine andere Dokumentation als der Errichter, Hersteller oder Instandsetzer.
Alle Informationen, die für den Anwender der Dokumentation von Bedeutung sind, müssen so dargestellt werden, dass sie unter den vorgesehenen Nutzungsbedingungen einwandfrei lesbar sind. Die Informationen können durch graphische Symbole, Linien, Texte, Bilder oder ähnliches dargestellt werden. Unterschiedliche Farben, deren Bedeutung in der Dokumentation angegeben werden muss, sollten immer nur als Zusatzinformation verwendet werden.
Texte müssen horizontal oder vertikal ausgerichtet und von unten oder von rechts lesbar sein.
Für Dokumentationen in Bild- oder Schaltplanform wird eine Papiergröße im Format DIN A3 empfohlen.
Die verwendeten graphischen Symbole für elektrische Objekte in Schalt- und Installationsplänen müssen den Normen der Reihe DIN EN 60617 unter Berücksichtigung der Normenreihe DIN EN ISO 81714 entsprechen. Bei mehreren zur Verfügung stehenden alternativen Symbolen ist das für den jeweiligen Anwendungszweck geeignete Symbol auszuwählen. In Fällen, in denen kein genormtes Symbol zur Verfügung steht, darf ein geeignetes Symbol unter Berücksichtigung der grundlegenden Regeln aus DIN EN 60617 und DIN EN ISO 81714-1 konstruiert werden.
Bei Objekten in der Dokumentation, die nach DIN EN 61346 mit einem Referenzkennzeichen versehen sein müssen, ist dieses bei jeder Darstellung des Objekts unverwechselbar anzugeben. Das Referenzkennzeichen muss so platziert werden, dass es von unten her lesbar ist. Vorzugsweise sollte es oberhalb oder links vom zu bezeichnenden Objekt angeordnet werden.
Für die Anwendung in der Elektrotechnik werden folgende Dokumentarten unterschieden:
- Schaltpläne,
- Zeichnungen,
- Tabellen und
- Diagramme.
Zur Anwendung in Schaltplänen dürfen mehrere identische Symbole durch ein einziges Symbol dargestellt werden, wenn eine der folgenden zusätzlichen Kennzeichnungen angewendet wird:
- Das Symbol wird mit einem kurzen Schrägstrich versehen, an dessen Ende die Anzahl der symbolisierten Elemente angegeben wird. Beispielsweise kann eine Dreifach-Steckdose durch ein einzelnes Steckdosesymbol mit einem Schrägstrich und der Zahl 3 dargestellt werden.
- Die Anzahl der symbolisierten Elemente wird durch eine Zahl mit dem Multiplikationszeichen in eckigen Klammern, d. h. bezogen auf das vorstehende Beispiel durch „[3x]“ gekennzeichnet.
Technische Daten, die einem Symbol zuzuordnen sind, sind in dessen unmittelbarer Nähe anzuordnen. Wenn das Symbol horizontale Anschlusslinien hat, sind die Daten oberhalb, bei vertikalen Anschlusslinien links neben dem Symbol anzuordnen. Sie müssen rechts bzw. unterhalb vom Referenzkennzeichen stehen. Ersatzweise ist die Angabe der technischen Daten innerhalb des Symbols möglich, wenn dessen Bedeutung dadurch nicht verändert wird.
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Bild 1: Symbol für einen Widerstand mit Anschlusskennzeichnung, Referenzkennzeichen und den technischen Daten
Verbindungslinien zwischen den Symbolen müssen waagerecht und senkrecht angeordnet werden. Schräge Linien sind nur zulässig, wenn sie die Leserlichkeit verbessern und bei Abzweigen. Kreuzungen mit anderen Linien und mit Symbolen sowie Knicke sollten möglichst vermieden werden. Zusätzliche Technische Daten sollten oberhalb von horizontalen oder links neben vertikalen Verbindungslinien angeordnet werden.
Bild 2: Beispiel für die Angaben in einem 3Phasen-Fünfleitersystem mit N und PE
Mehrere parallele Verbindungslinien dürfen ersatzweise durch eine Linie dargestellt werden, wenn
- die parallelen Linien unterbrochen und beidseitig durch eine Querlinie symbolisiert werden oder
- die Anzahl der parallelen Verbindungslinien durch eine entsprechende Anzahl von Schrägstrichen bzw. durch einen Schrägstrich mit zusätzlicher Angabe der Zahl der Verbindungen gekennzeichnet wird.
Mehrphasige Stromkreise dürfen sowohl in mehrpoliger als auch in einpoliger Darstellung mit Angabe der Anzahl der Phasen dargestellt werden.
Übersichtsschaltpläne
Übersichtsschaltpläne haben die Aufgabe, nur die wesentlichen Bestandteile und wichtigsten Zusammenhänge zu einem beliebigen Objekt, z. B. zu einem Verteiler, übersichtlich darzustellen. Die Details können, soweit erforderlich, in weitergehenden Plänen und Dokumentationen dargestellt und erläutert werden. In Übersichtsschaltplänen werden mehrphasige Stromkreise grundsätzlich in einpoliger Darstellung ausgeführt.
Funktionsschaltpläne
Funktionsschaltpläne zeigen dem Anwender die funktionalen Beziehungen zwischen den einzelnen Bestandteilen eines Objektes auf. Typisch dafür sind der Signalfluss in einem Funktionsplan mit Logikelementen oder die Anwendung bei Ersatzschaltplänen, z. B. zur Berechnung einer komplexen Schaltung.
Stromlaufpläne
Stromlaufpläne müssen die Einzelheiten der Realisierung eines Objekts zeigen, d. h. die verwendeten Komponenten und deren Verbindungen. Die Abmessungen und Formen der Komponenten sowie ihre örtliche Zuordnung bleiben dabei unberücksichtigt.
Bei der Erstellung von Stromlaufplänen ist folgendes zu beachten:
- Sie müssen den Prozess- und Signalfluss hervorheben, indem die graphischen Symbole ausgerichtet und die Verbindungslinien gerade in horizontaler und vertikaler Richtung dargestellt werden.
- Sie müssen die funktionalen Zusammenhänge repräsentieren.
- Eine zusammenhängende Darstellung der Teile von Komponenten sollte nur für die Darstellung einfacher, übersichtlicher Stromkreise gewählt werden.
- Um das Verfolgen von Strompfaden zu erleichtern sollte die verteilte Darstellung der Teile der einzelnen Komponenten (aufgelöste Darstellung) bevorzugt werden. Die Zuordnung und der Zusammenhang der Teile zu einer Komponente wird durch ein Referenzkennzeichen an jedem der zugehörigen Symbole aufgezeigt. Zusätzlich sollte jede Komponente zusammenhängend mit allen Symbolen einmal im Dokument in dargestellt werden, z. B. ein Schütz mit der Betätigungsspule und allen vorhandenen Kontakten.
- Manuell oder elektromagnetisch betätigte Komponenten, wie Taster, Schütze usw. im nicht betätigten oder im energielosen Zustand.
- Leistungsschalter und Trennschalter in Aus-Stellung (geöffnet).
- Steuerschalter, die eine Aus-Stellung haben, in dieser Schaltstellung. Steuerschalter ohne Aus-Stellung in einer im Schaltplan festzulegenden Stellung.
- Hilfsschalter, die durch Nocken oder Variablen wie Position, Druck oder Temperatur betätigt werden, in einer im Schaltplan festzulegenden Stellung.
Verbindungsschaltpläne
Verbindungsschaltpläne enthalten Informationen über die internen und externen physikalischen Verbindungen zwischen verschiedenen Einheiten, Baugruppen oder Ähnlichem. Die Anschlusspunkte und verwendeten Leitungen und Kabel müssen durch Anschlusskennzeichen einwandfrei identifizierbar sein. Die zu verbindenden Betriebsmittel oder Baugruppen sollten durch vereinfachte bildliche Darstellungen bzw. durch Quadrate, Rechtecke oder Kreise ohne Details symbolisiert werden.Anordnungspläne
Anordnungspläne zeigen die relativen oder absoluten Orte und/oder Maße von Objekten auf. Eine typische Anwendung sind beispielsweise die Installationspläne zur Darstellung von elektrischen und informationstechnischen Anlagen innerhalb von baulichen Anlagen oder Pläne zum Aufbau von Verteilern.
Dabei können weitere Detailinformationen in Form von genauen Maßen, Montagemethoden und Montagerichtungen erforderlich sein. Als Kurzhinweis auf die notwendige Montage von Komponenten werden folgende Buchstaben zur Anwendung empfohlen:
- H = horizontal (die Komponenten werden nebeneinander angeordnet),
- V = vertikal (die Komponenten werden untereinander angeordnet),
- F = bündig bzw. versenkt,
- S = Aufbau,
- B = in oder am Boden,
- T = in oder an der Decke.
Weitere Details zum Aufbau von Schaltplänen, zur Anwendung von Tabellen und Diagrammen, zum Entwurf von graphischen Symbolen sowie zur strukturierten Dokumentation können der Norm entnommen werden.