Warenkorb
0 Punkte
Händlerauswahl
Wählen Sie den Händler aus, den Sie für Ihren Einkauf nutzen möchten.
Händler

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt

Unbekannt


Brandmeldeanlagen - Teil 1: Gerätetechnik
Es wird die aktuelle Gerätetechnik der einzelnen Funktionseinheiten von Brandmeldeanlagen detailliert vorgestellt – ein Auszug aus dem Fachbuch „Brandmeldeanlagen“ von Gero Gerber, erschienen im Hüthig Verlag.
3 Gerätetechnik Moderne Brandmeldesysteme bestehen aus mehreren miteinander kommu-nizierenden Funktionseinheiten. Man unterscheidet anlageneigene und ex-terne Funktionseinheiten. Die Verknüpfung dieser Einheiten zeigt ein Dia-gramm in DIN EN 54-1: 2011 (Bild 3.1). Das Diagramm unterscheidet 4 Funktionsgruppen: 1 Erkennung und Auslösung,2 Steuerfunktionen,3 lokale Funktionen und4 abgesetzte Funktionen. In den folgenden Abschnitten wird die aktuelle Gerätetechnik fder einzel-nen Funktionseinheiten von Brandmeldeanlagen detailliert vorgestellt. Bild 3.1 Schematischer Aufbau einer Brandmeldeanlage Quelle: DIN EN 54-1:2011 Hand- feuermelder automatische Brandmelder Brandmeldezentrale Alarmierungs- einrichtung Brandschutz- einrichtung Empfangs- zentrale Brand Empfangs- zentrale Brand zusätzliche Management- funktionen Bedien- und Anzeigegerät Steuer- einrichtung ÜE Brand ÜE Störung zusätzliche Ein- und Ausgänge Energie- versor- gung 1 2 3 4 gerber_brand_4.a.indb 43 15.06.2015 17:21:04 Uhr
3.1 Automatische Brandmelder 3.1.1 Unterscheidungsmerkmale Die Geschichte der automatischen Branderkennung begann im Jahre 1950 mit dem Einsatz von Schmelzloten, die unter Brandeinwirkung eine elektri-sche Verbindung unterbrachen und eine selbsttätige Alarmierung auslösten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhr die Technik zur Brand-erkennung eine rasante Entwicklung und Verbreitung. Der Einsatz automatischer Brandmelder ermöglicht die Erkennung von Bränden auch bei Abwesenheit von Personen. Jeder Brandmelder verwen-det eine oder mehrere Erkennungsgrößen. Die am häufigsten verwendeten Erkennungsgrößen sind ■ Rauchpartikel, ■ Trübung der Raumluft, ■ Temperatur, ■ Infrarotstrahlung, ■ UV-Strahlung. Die Auswertung weiterer Erkennungsgrößen, wie auffälliger Gaskonzen-trationen von Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO 2 ) und anderen ty- pischen Rauchgasen, befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Entspre-chende Produkte sind bisher nur als Bestandteile von Multikriterienmeldern erhältlich. Mit Ausnahme von Flammenmeldern, die bei bestehender Sichtverbin- dung das gesamte Raumvolumen überwachen, können die meisten Melder nur die Zustände bewerten, die in ihrer unmittelbaren Umgebung bestehen. Sie sind daher in dem Bereich eines Raumes anzuordnen, in dem sich die Brandkenngröße am schnellsten entwickelt. Außer nach den Erkennungsgrößen unterscheiden sich die automati- schen Brandmelder nach der Form des unmittelbar überwachten Bereiches: ■ Punktförmige Melder werten die physikalischen Größen im Innern einer kleinen Messkammer aus, die – bezogen auf das Raumvolumen – als „Punkt“ betrachtet werden kann. ■ Linienförmige Melder beobachten physikalische Zustände entlang einer Strecke, die – wie beim linienförmigen Rauchmelder (siehe Abschnitt 3.1.2.4) – schnurgerade oder – wie beim Wärmedraht (siehe Abschnitt 3.1.3.2) – gebogen und verwinkelt sein kann. 3 Gerätetechnik 44 gerber_brand_4.a.indb 44 15.06.2015 17:21:04 Uhr
3.1.2 Rauchmelder 3.1.2.1 Allgemeines Rauch stellt im Brandfall die größte Gefahr für Personen dar. Das darin ent-haltene geruch- und farblose Kohlenmonoxid (CO) wirkt selbst bei einem relativ geringen Anteil stark toxisch. Aber auch geruchsintensive Bestand-teile des Brandrauchs verringern nicht seine Gefährlichkeit, insbesondere nicht für schlafende Menschen. Im Schlaf besitzt der Mensch nur einen ein-geschränkten Geruchssinn. Selbst wenn der Betroffene aufwacht, bevor er völlig bewusstlos geworden ist, hat das Rauchgas in der Regel bereits eine lebensgefährliche CO-Konzentration erreicht. Da die meisten Brände vor einer großen Wärmeabgabe mit einer Schwel- phase mit Rauchentwicklung beginnen, hat der Rauchmelder gegenüber ei-nem thermischen Brandmelder (siehe Abschnitt 3.1.3) einen klaren Zeit-vorteil. Im Interesse des Personenschutzes sind gemäß VDE 0833-2 Rauchmel- der bevorzugt einzusetzen. Rauchmelder können nicht in Räumen eingesetzt werden, in denen be- triebsbedingt mit Falschalarmen gerechnet werden muss. Hierzu zählen ■ Küchen, ■ Gasträume (in denen [noch] geraucht werden darf), ■ Anlieferzonen, ■ Fahrgassen von Staplern oder Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, ■ Garagen, ■ Bereiche mit technologisch bedingter Staub-, Dampf- oder Rauch-entwicklung, ■ Bereiche unter ungedämmten Metall- und Glasdecken. Rauchmelder reagieren nicht auf Gase, sondern auf kleine und kleinste Par-tikel. Hierzu zählen neben Verbrennungsprodukten auch normaler Staub und Aerosole. Der Staub wird nach der Korngröße in 4 Gruppen unterteilt: Staub hat die Eigenschaft, je nach Größe und Dichte mehr oder weniger schnell abzusinken. Sehr kleine Rußpartikel ( 1 µm) können über Monate 3.1 Automatische Brandmelder 45 Staubtyp Einstufung Korngrößen in µm Bemerkung A1 Ultra fine 0 … 10 A2 Fine 0 … 80 A3 Medium 0 … 80 Mit geringem Anteil von 0 … 5 µm A4 Coarse 0 … 180 gerber_brand_4.a.indb 45 15.06.2015 17:21:04 Uhr
in der Luft bleiben und mit dem Wind über hunderte Kilometer transpor-tiert werden. Aerosole sind feste oder flüssige Kleinstpartikel, die einzeln nicht wahr- nehmbar sind. Ab einer Konzentration von etwa 1 Mio. Partikel je cm 3 spricht man von Smog. Die Partikelgröße liegt zwischen 0,5 nm und mehre-ren 10 µm. Rauchmelder können von Hause aus nicht unterscheiden, ob die Partikel durch einen Brand oder umgebungsbedingt aufgetreten sind. Das Bild 3.2 zeigt einige typische Störgrößen mit Zuordnung der Korngröße. Erhöhte Konzentrationen von Staub und Aerosolen stellen immer eine potentielle Täuschungsgröße für Rauchmelder dar und können dazu führen, dass sich Rauchmelder in diesen Bereichen nicht oder nur in Kombination mit anderen Detektionsverfahren einsetzen lassen. 3.1.2.2 Optische Rauchmelder Kaum ein anderer Brandmelder wird so häufig eingesetzt wie der optische Rauchmelder. Wir unterscheiden zwei Erkennungsarten:1. das Durchlichtprinzip und 2. das Streulichtprinzip. Das Durchlichtprinzip beruht auf einer direkten Sichtverbindung zwischen Lichtquelle und Empfänger. Beim Eindringen von Rauch in die Messkammer wird der Lichtstrom geschwächt. Beim Unterschreiten des Schwellenwertes wird Alarm gemeldet. Diese Erkennungsart setzt man bei punktförmigen Rauchmeldern kaum noch ein, sie hat aber bei linienförmigen Rauchmel- 3 Gerätetechnik 46 Bild 3.2 Partikelgrößen von Staub und Aerosolen gerber_brand_4.a.indb 46 15.06.2015 17:21:04 Uhr
dern (siehe Abschnitt 3.1.2.4) eine interessante und wirkungsvolle neue Anwendung gefunden. Bei den punktförmigen Rauchmeldern hat sich das Streulichtprinzip weit- gehend durchgesetzt. Funktionsprinzip In einer Messkammer mit nicht reflektierenden Oberflächen sind eine Leuchtdiode und ein Fotoelement ohne direkte Sichtverbindung angeord-net. Im Ruhezustand gelangt so gut wie kein Licht an das Fotoelement (Bild 3.3 a). Beim Eindringen von Rauch in die Messkammer wird das Licht an den hellen Rauchpartikeln reflektiert. Ein Teil des gestreuten Lichtes er-reicht das Fotoelement und führt beim Überschreiten des Schwellenwertes zur Alarmierung (Bild 3.3 b). Leider reagieren optische Rauchmelder (Bilder 3.3 c und 3.3 d) auch auf Täuschungsgrößen wie Wasserdampf. Um die Falschalarmanfälligkeit zu reduzieren, werden neuerdings Rauchmelder angeboten, die das gestreute Licht aus zwei verschiedenen Winkeln messen. Durch die getrennte Aus-wertung des vorwärts- und des rückwärtsgestreuten Lichtes können Täu-schungsgrößen sicher ausgeblendet und mit der dadurch möglichen Er-höhung der Empfindlichkeit sowohl helle als auch dunkle Aerosole besser erkannt werden. 3.1 Automatische Brandmelder 47 Bild 3.3 Optischer Rauchmelder (Streulichtprinzip) a) im Ruhezustand (schematisch); b) im Alarmzustand (schematisch); c) Rauchmelder von Novar/ESSER; d) deckenbündiger Rauchmelder von BOSCH Sicherheitssysteme Fotoelement Leuchtdiode Fotoelement Leuchtdiode a) b) c) d) gerber_brand_4.a.indb 47 15.06.2015 17:21:05 Uhr
Optische Rauchmelder haben Probleme mit der Erkennung sehr kleiner Partikel. Das liegt vor allem an den Streueigenschaften des verwendeten langwelligen Infrarotlichtes. Mit der massenhaften Herstellung preiswerter und zuverlässiger blauer Leuchtdioden wird es künftig möglich, Rauchmelder mit kurzwelligem blau-en Licht herzustellen, die eine deutlich bessere Erkennung sehr kleiner Par-tikel zulassen. Einsatzgebiete und technische Grenzen Das Streulichtprinzip eignet sich zur Erkennung von Bränden mit heller sichtbarer Rauchentwicklung, wie sie für Kunststoffprodukte typisch ist, nicht jedoch für offene Holzfeuer (sehr kleine Rauchpartikel) und Brände ohne Rauchentwicklung (z. B. reiner Alkohol). Optische Rauchmelder stel-len im Industrie- und Gewerbebau, in öffentlichen Einrichtungen, Bürohäu-sern und im Wohnbereich die am häufigsten verwendete Melderart dar. Sie erkennen dichten Rauch auch bei hohen Windgeschwindigkeiten und dürfen nach VDE 0833 Teil 2 bis zu 20 m/s verwendet werden. In Anlagen, die nach VdS 2095 errichtet werden, dürfen Rauchmelder jedoch nur bis zu Windgeschwindigkeiten von 5 m/s eingesetzt werden. Dies resultiert aus der praktischen Erfahrung, dass der Rauch in der Brandentstehungsphase durch schnelle Luftbewegungen so stark verdünnt wird, dass die Ansprech-schwelle des Melders nicht erreicht wird. 3.1.2.3 Ionisationsrauchmelder Ionisationsrauchmelder analysieren ebenso wie optische Melder die Kenn-größe „Rauch“. Sie eignen sich zur Erkennung von Aerosolen mit kleiner Partikelgröße, unabhängig von deren Farbe. Funktionsprinzip Ionisationsrauchmelder nutzen den Effekt der Ionisierung der Luft durch ra-dioaktive Alphastrahlung. In der Nähe eines schwach radioaktiven Präpara-tes kommt es in der Messkammer zur Aufspaltung der elektrisch neutralen Luftmoleküle in positive und negative Ionen. Die Luft wird elektrisch leitfä-hig. Beim Anlegen einer Gleichspannung an zwei gegenüberliegende Elek-troden wandern die Ionen zu den entgegengesetzt geladenen Elektroden. Es fließt ein bipolarer Ionenstrom. Dieser sehr kleine Gleichstrom von ca. 100 pA (= 10 –10 A) wird über den Eingang eines Strommessverstärkers ge- führt und ausgewertet (Bild 3.4 a). 3 Gerätetechnik 48 gerber_brand_4.a.indb 48 15.06.2015 17:21:05 Uhr
Wenn Verbrennungsprodukte (Rauchaerosole) in die Messkammer ein- dringen, lagert sich ein Teil der Ionen an die viel schwereren Verbrennungs-teilchen an. Der Ionenstrom wird geschwächt. Bei Unterschreitung eines Grenzwertes kommt es zur Alarmmeldung (Bild 3.4 b). Ionisationsrauchmelder mit zwei Kammern (Bild 3.5) kommen kaum noch zum Einsatz und werden hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Neben der Messkammer wird eine baugleiche, aber luftdicht verschlossene Vergleichskammer angeordnet. Für die Strommessung sind beide Kammern in Reihe geschaltet. Die Auswertung erfolgt, indem die Teilspannungen der Messkammer und der Vergleichskammer verglichen werden. Im Ruhezu-stand sind beide Spannungen annähernd gleich groß. Dringen Rauchpartikel in die Messkammer ein, verändert sich, bedingt durch die Verringerung der freien Ladungsträger, der Innenwiderstand und damit die Teilspannung an der Messkammer. Beim Überschreiten des Schwellenwertes erfolgt die Alar-mierung. 3.1 Automatische Brandmelder 49 + – + – + – + + – – + – – Bild 3.4 Ionisationsrauchmelder a) im Ruhezustand (schematisch); b) im Alarmzustand (schematisch) + – + + – – – + a) b) Messkammer + – Vergleichskammer U M U V Bild 3.5 Zweikammer-Ionisationsrauchmelder gerber_brand_4.a.indb 49 15.06.2015 17:21:06 Uhr
Einsatzgebiete und technische Grenzen Ionisationsrauchmelder eignen sich zur Erkennung von sichtbaren und unsichtbaren Rauchgasen mit kleiner Partikelgröße. Brände, die mit einer Schwelphase beginnen, werden schlechter erkannt, da hier überwiegend große und helle Rauchpartikel entstehen, die vom Ionisationsrauchmelder schlecht erfasst werden. Der Ionisationsrauchmelder ist für Räume mit höheren Luftgeschwindig- keiten nicht geeignet. Bei Windgeschwindigkeiten über 5 m/s werden zu viele Ionen aus dem Melder geblasen, bevor sie die Elektrode erreichen. Es kann sich kein stabiler Ruhestrom einstellen. Die Ansprechschwelle wird instabil. Eine weitere Einschränkung besteht in der schlechten Erkennung elek- trisch nicht neutraler Aerosole, wie sie beispielsweise bei der PVC-Verbren-nung entstehen. Bei Temperaturen unter – 20 °C besteht Vereisungsgefahr. Strahlenschutz Obwohl die in den Meldern eingesetzten Präparate nur sehr schwach ra-dioaktiv sind, unterliegen Ionisationsrauchmelder der Strahlenschutzverord-nung. Die gewerbliche Verwendung ist bei Einhaltung der technischen und or- ganisatorischen Auflagen anzeige- und genehmigungsfrei. Ionisationsrauchmelder müssen diebstahl- und brandsicher gelagert wer- den. Bei der Montage an öffentlichen und leicht zugänglichen Orten sind Entnahmesicherungen anzubringen. Eine leichte Zugänglichkeit besteht bereits dann, wenn der Melder mit Hilfe vorhandener Tische und Stühle erreicht werden kann. Reparatur- und Wartungsarbeiten an Ionisationsrauchmeldern dürfen nicht vom Nutzer, sondern nur vom Errichter- oder Wartungsbetrieb vorge-nommen werden. 3.1.2.4 Linienförmige Rauchmelder Funktionsprinzip Die Melder bestehen aus einem Sender und einem Empfänger mit Auswer-teeinheit (Bild 3.6 a), die an den gegenüberliegenden Seiten eines Raumes angebracht werden. Das vom Sender ausgestrahlte Infrarotlicht wird vom Empfänger auf Intensität überprüft. Bei aufsteigendem Rauch reduziert sich 3 Gerätetechnik 50 gerber_brand_4.a.indb 50 15.06.2015 17:21:06 Uhr
die Intensität des Lichtsignals und der Melder löst bei einem vorher einge-stellten Schwellenwert den Alarm aus (Bild 3.6 b). Moderne Geräte kom-pensieren die Schmutz- und Staubablagerungen durch die Nachführung des Schwellenwertes in begrenztem Maße eigenständig. Der Abstand zwischen Sender und Empfänger bzw. zwischen kombinier- tem Sender/Empfänger und Reflektor (Bild 3.6 c) darf bis zu 100 m betra-gen. In Räumen mit einer Höhe über 12 m kann ein Gerät eine Fläche bis zu 1.400 m 2 überwachen (siehe auch VDE 0833-2 Tabelle 5). Werden Sender und Empfänger an derselben Wand installiert, muss der Lichtstrahl auf einen Reflektor an der gegenüberliegenden Wand zielen. Einsatzgebiete Linienförmige Rauchmelder eignen sich besonders zur Überwachung von großen Hallen, hohen Räumen sowie von Kabel- und Rohrleitungskanälen. Sie sind eine gute Alternative zu an Raumdecken montierten Einzelmel-dern, wenn diese dort für Wartung und Instandsetzung schwer zugänglich 3.1 Automatische Brandmelder 51 Sender Empfänger Bild 3.6 Linienförmige Rauchmelder a) links: Sender, Mitte: Auswerteeinheit, rechts: Empfänger; b) im Alarmzustand (schematisch); c) links: Reflektor; rechts: kombinierter Sender und Empfänger Werkfotos Novar/ESSER a) b) c) gerber_brand_4.a.indb 51 15.06.2015 17:21:07 Uhr
wären oder die Decken aus Gründen des Denkmalschutzes bzw. der Archi-tektur nicht „verunstaltet“ werden sollen. Sie können bei hohen Räumen in mehreren Ebenen angeordnet werden. Der Empfänger darf nicht direktem Sonnenlicht oder anderen starken Licht- oder Wärmequellen ausgesetzt sein. Der Lichtstrahl darf auch nicht durch betriebliche Vorgänge (z. B. Kranfahrten und Materialtransporte) un-terbrochen werden. Falschalarme oder Störungen können außerdem auftreten, wenn der Sender an schwingenden oder sich verformenden Bauteilen montiert ist. So führt zum Beispiel die Verwindung eines Stahlträgers, an dem sich der Sender befindet, um optisch kaum wahrnehmbare 0,1° zur Ablenkung ei-nes 100 m langen Infrarotstrahls um 17 cm. Die nicht sprunghafte, sondern allmähliche Ablenkung des Lichtstrahls wird am Empfänger als Intensitäts-verringerung interpretiert und führt damit zum Falschalarm. 3.1.2.5 Ansaugrauchmelder Die Idee ist so genial wie einfach: Wenn am Überwachungsort kein Brand-melder installiert werden kann, muss die zu überwachende Luft zum Mel-der transportiert werden. Ansaugrauchmelder (Bild 3.7 a) bestehen aus Rohren mit kleinen Ansaugöffnungen (Bild 3.7 b) vor der Messkammer und einer Auswerteeinheit (Bild 3.7 c). Ein Ventilator zieht die Luft aus den An-saugrohren und bläst sie durch die Messkammer wieder in den Raum. Das Innenleben der Messkammer besteht im einfachsten Fall aus einem gewöhnlichen Streulichtmelder. Hochwertige Systeme messen die Schwä-chung eines Laserstrahls infolge der Lufttrübung in der Messkammer. Noch höhere Genauigkeiten werden mit einer Spektralanalyse des Lichtstrahls in der Messkammer erreicht. Zum Schutz der Messkammer vor Staub, Flusen und Feuchtigkeit können Filter und Kondenswasserabscheider im Ansaug-rohr montiert werden. Wegen des komplexen Aufbaus wird anstelle des in VDE 0833-2 ver- wendeten Begriffes Ansaugrauchmelder auch der Ausdruck Rauchansaug - system benutzt. Beide Begriffe beschreiben das gleiche Gerät. In der Praxis ist „RAS“ eine gängige Abkürzung für Rauchansaugsysteme. Ansaugrauchmelder teilt man entsprechend ihrer Sensibilität in 3 Klas- sen ein (Tabelle 3.1). Die Auswertung des Rauchgehaltes der Luft basiert auf der Messung der Laserlichtschwächung. Die dabei verwendete Einheit % obsc/m steht für prozentuale Lichtschwächung (engl. obscuration) je Meter. 0 % obcs/m 3 Gerätetechnik 52 gerber_brand_4.a.indb 52 15.06.2015 17:21:07 Uhr
3.1 Automatische Brandmelder 53 Luftaustritt (auch über Rohr möglich) Detektor Luftstromsensor Ansaugeinheit Anzeige Ansaugöffnungen Bild 3.7 Ansaugrauchmelder a) Schema; b) Ansaugöffnung; c) Auswerteeinheit Werkfotos Wagner b) a) c) Tabelle 3.1 Klassifizierung von Ansaugrauchmeldern Klasse Beschreibung Funktion Einsatzbeispiele A sehr hohe Empfindlichkeit sehr frühe Erkennung durch Reinräume, Klimaanlagen Nachweis von sehr stark von Rechenzentren verdünntem Rauch B erhöhte Empfindlichkeit frühe Erkennung bei Anordnung Überwachung wertvoller in der Nähe der zu überwachenden elektronischer Geräte oder Objekte Datenspeicher C übliche Empfindlichkeit normale Erkennung wie ein punkt- normale Räume und Bereiche, förmiger Rauchmelder als Alternative zu punktförmigen Meldern gerber_brand_4.a.indb 53 15.06.2015 17:21:07 Uhr
entsprechen absolut sauberer, rauchfreier Luft. Je höher die Rauchdichte, desto stärker wird die Sichtweite eingeschränkt. Herkömmliche punktförmi-ge Rauchmelder sprechen bei etwa 3,5 % obsc/m an. Die Ansprechschwelle hochsensibler Ansaugrauchmelder liegt bei etwa 0,0025 % obsc/m. Der Ein-satz derart feinfühliger Systeme setzt natürlich eine saubere Umgebung vor-aus. Selbst leichte Luftverschmutzungen müssen vermieden werden. Mitun-ter kann ein frisch aufgelegtes Deodorant beim Betreten des überwachten EDV-Raumes bereits zu einem Alarm führen. Der Volumenstrom wird ständig überwacht. Der Verschluss von Ansaug- öffnungen oder ein Leck im Ansaugrohr werden als Störung erkannt. Jede Ansaugöffnung im Rohrnetz wird wie ein optischer Rauchmelder ge- plant. Da eine Meldergruppe maximal 32 automatische Melder enthalten darf (siehe Abschnitt 5.7) und die Überwachungsfläche eines punktförmi-gen Rauchmelders in Räumen bis 6 m Höhe und mit einer Deckenneigung 20° nach Tabelle 2 in VDE 0833-2 60m 2 beträgt, können bei Räumen bis 6 m Höhe mit einem Ansaugrauchmelder theoretisch Flächen von 32 · 60 m 2 = 1920 m 2 überwacht werden. Normativ zulässig sind Überwachungsfläche bis 1600 m 2 . In der Praxis fallen die Überwachungsflächen durch Brand- abschnittsgrenzen und Raumtrennwände meist deutlich kleiner aus. Ein bekannter deutscher Hersteller bietet bei der Überwachung von bis zu fünf Räumen die Möglichkeit einer Einzelraumerkennung. Hierzu wird nach dem Erreichen des Alarmwertes das Ansaugrohr freigeblasen und die Zeit bis zum erneuten Erreichen des Alarmzustandes gemessen. Für das Ansaugrohr kann handelsübliches PVC-Rohr verwendet werden. Anschlüsse, Bögen, T-Stücke und Endkappen werden verklebt. Bei der Ver-legung in Zwischendecken lässt sich der Ansaugpunkt mit dünnen Schläu-chen anschließen und somit sehr unauffällig ins Deckenbild integrieren. Architekten und Denkmalschützer sind sehr dankbar für diese versteckte Installationsart. Eine gleichmäßige Überwachung wird nur erreicht, wenn durch alle An- saugöffnungen ein annähernd gleicher Volumenstrom angesaugt wird. Dies ermöglichen durch unterschiedlich große Durchmesser der Ansaugöffnun-gen. Projektierung und Montage müssen daher äußerst gewissenhaft durch-geführt werden. Typische Rohrkonfigurationen werden im Abschnitt 5.5.5 dargestellt. Ansaugrauchmelder finden trotz der vergleichsweise hohen Kosten immer breitere Anwendung 3 Gerätetechnik 54 gerber_brand_4.a.indb 54 15.06.2015 17:21:07 Uhr
■ in EDV- und Technikräumen mit hoher Wertekonzentration, insbesonde-re, wenn wegen vorhandener Umluftkühlgeräte eine Brand - früh erkennung mit punktförmigen Meldern nicht möglich ist; ■ in schwer zugänglichen Räumen, wie Zwischenböden und Zwischen decken; ■ bei architektonisch anspruchsvollen Gestaltungen; ■ in Museen und denkmalgeschützten Bereichen; ■ in Transformatorenboxen und elektrischen Betriebsräumen mit offenen Schaltanlagen; ■ in Aufzugeschächten (vertikale Installation zulässig). Neben den gestalterischen Vorteilen ist es vor allem die einstellbare hohe Empfindlichkeit, die für den Einsatz von Ansaugrauchmeldern spricht. Ge-rade in EDV-Räumen können entstehende Brände schon in der Pyrolyse-phase erkannt und ihre Ausweitung durch Abschalten defekter Baugruppen verhindert werden. Da bei hochempfindlichen Systemen bereits Aerosole detektiert werden, die mit Auge und Nase noch nicht wahrnehmbar sind, empfiehlt es sich, die Überwachung in kleine, leicht prüfbare Bereiche zu gliedern. Eine hochinteressante Weiterentwicklung sind Ansaugrauchmelder, die nicht nur die Lufttrübung, sondern auch die Konzentration von typischen Brandgasen auswerten. Der Schwerpunkt der Forschung liegt auf der Erken-nung von Brandgasen des Typs 1. Diese Brandgase werden bereits in einer sehr frühen Brandentstehungsphase freigesetzt. Zu ihnen gehören flüchtige Kohlenwasserstoffe, Carbonsäuren und Aldehyde. Punktförmige Mehrkriterienmelder mit Gassensoren nach EN54-31 rea- gieren auf Brandgase vom Typ 2, die durch die Verbrennung organischer Stoffe bei höheren Temperaturen entstehen. Hierzu zählen u. a. CO, CO 2 , NH 3 , NO x . Durch die differenzierte Auswertung der Signale und einen Signalmuster- vergleich können Täuschungsgrößen wirksam separiert werden. Der große Vorteil von Ansaugrauchmeldern mit Gasdetektion wird darin bestehen, dass Brände extrem früh erkannt und Schäden sehr klein gehalten werden können. 3.1.2.6 Lüftungskanalmelder Lüftungsanlagen stellen im Brandfall eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Über die oft geschoss- und raumübergreifenden Anlagen können giftige Rauchgase mit hoher Geschwindigkeit und in großen Mengen im Gebäude verteilt werden. 3.1 Automatische Brandmelder 55 gerber_brand_4.a.indb 55 15.06.2015 17:21:07 Uhr
Bei Brandmeldeanlagen der Kategorie 1 (Vollschutz) müssen daher die Zu- und Abluftanlagen auf Brandkenngrößen überwacht werden. Die direkte Montage von punktförmigen Meldern in den Lüftungskanälen ist auf Grund der hohen Strömungsgeschwindigkeiten und der erschwerten Zugänglich-keit technisch nicht sinnvoll. In der Praxis bestehen Lüftungskanalmelder (Bild 3.8) aus dem in einem geschlossenen Gehäuse angeordneten Melder und der Luftzuführung. Die Messkammer, in der sich der punktförmige Melder befindet, wird von au-ßen an den Lüftungskanal montiert. Die Luftzuführung zum Melder erfolgt über ein schlankes Rohr, das quer zur Strömungsrichtung in der Mitte des Kanals angebracht wird. In dem Rohr befinden sich Schlitze oder Bohrun-gen, die eine dosierte Luftzufuhr zum Melder gewährleisten (Bild 3.9). Für die Lüftungskanalmelder lassen sich optische Rauchmelder oder Mul- tisensormelder, z. B. mit Streulichterkennung, Ionisationsmelder und Ther-moelemente einsetzen. Wenn mit erhöhter Luftverschmutzung zu rechnen ist, können in der Luftzuführung Grobpartikelfilter installiert werden. 3.1.3 Thermische Brandmelder (Wärmemelder) 3.1.3.1 Punktförmige Wärmemelder Die einfachste und vermutlich älteste Methode der automatischen Brander-kennung ist die Überwachung der Raumtemperatur. Im Jahr 1902 melde-te der Engländer George Darby einen Wärmemelder mit einem Schmelzlot aus Butter zum Patent an. Bei erhöhter Temperatur schmolz die Butter und der Kontakt zwischen zwei Leitern war hergestellt. Brandmelder mit einem Schmelzlot konnten nur einmal auslösen und waren nicht zerstörungsfrei prüfbar. 3 Gerätetechnik 56 Bild 3.8 Lüftungskanalmelder Werkfoto Fa. Schrack s 3 · b b b s Bild 3.9 Lüftungskanalmelder Prinzipdarstellung gerber_brand_4.a.indb 56 15.06.2015 17:21:08 Uhr